Innere Medizin und das Herz als zentrales Organ
Das Herz ist das zentrale innere Organ, der Motor des gesamten Organismus. Seine einwandfreie Funktion ermöglicht und garantiert die Funktion aller anderen inneren Organe. Störungen der Herzfunktion ziehen eine Kette von Störungen der anderen Organe nach sich und umgekehrt.
Das Herz kann sich an wechselnde Belastungssituationen sehr gut anpassen und reagiert bei Störungen und Erkrankungen selbstständig über ein eigenes Nervennetz und humorale Regelmechanismen mit großer Flexibilität und Dynamik sowie verschiedenen höchst ausgefeilten Reparaturmechanismen. Die Natur zeigt hier ein besonders großes Repertoire an Selbstheilungskräften, die es zu kennen und zu unterstützen gilt. Mit der modernen Technik lassen sich diese Heilungswege und deren Wirkung an Herz und Gefäßen darstellen, ausmessen und im Verlauf verfolgen.
Erkrankungen rund ums Herz
Zu den Hauptursachen der Erkrankungen an Herz und Kreislauf zählen in den westlichen Gesellschaften körperlicher Bewegungsmangel, negativer Stress, Zigarettenkonsum, Übergewicht und Bluthochdruck sowie gesteigerter Energiebereitstellung. Letzteres führt, wenn die Energie nicht abgeführt wird, zum so genannten metabolischem Syndrom mit erhöhten Blutfett- und Blutzuckerwerten, erhöhten Entzündungseiweißen und gesteigerter Gerinnungsbereitschaft des Bluts. Auch Umweltbelastungen wie Feinstaub und Lärm schädigen langfristig das Herz.
Auch die Erkrankungen anderer Organe können das Herz in Mitleidenschaft ziehen, z.B. innere Erkrankungen wie Rheuma oder Speicher- und Muskelerkrankungen, seltene Stoffwechselerkrankungen sowie Störungen des Immunsystems.
Das Herz und die inneren Organe
Herz und Lunge sind anatomische Geschwisterorgane und beeinflussen sich unmittelbar und gegenseitig. Bei Luftnot, die sowohl vom Herzen als auch der Lunge kommen kann, sind differenzierte Messungen und Funktionsanalysen nötig um zu erkennen, welches der beiden Organe erkrankt ist, nicht selten sind es beide.
Auch das Labor hilft dabei diagnostisch: bei einer Herzschwäche ist im Blut ein spezielles Eiweiß messbar, das BNPBrain-Natriuretisches Peptid, dessen Höhe mit der Herzschwäche korreliert.
Eng ist auch das Zusammenspiel von Herz- und Nierenfunktion und die damit verbundene Regulation des Blutdrucks und Wasserhaushaltes. Bei Verschlechterung der Herzfunktion kommt es zu einer Minderblutung der Niere, diese wiederum verschlechtert die Regulationsmechanismen des Körpers, mit denen er einer Herzschwäche begegnen kann.
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse kommt es oft zu Herzrhythmusstörungen. Der gesteigerte Stoffwechsel erfordert vom Herz zudem eine höhere Leistung und kann so zu einer Überbelastung des Kreislaufs und des Herzens führen, so dass es zusätzlich zu einer schweren Herzschwäche kommen kann. Bei einer rechtzeitigen Behandlung kann sich das Herz vollständig erholen.
Bei einer Belastung der rechten Herzkammer staut sich das Blut im Körper zurück, der Druck in den Venen der Leber, des Magens, des Darms und der Milz ist erhöht und der Stoffwechsel wird behindert. Es kann sich in Leberfunktionsstörungen ( bis zur Zirrhose !) , Magenreizung, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust äussern.
Das Herz und der Organismus
Bei unerkannter Blutarmut treten oft die Symptome einer Herzschwäche mit Leistungsmangel, Kurzatmigkeit und Müdigkeit auf. Die Symptome und die Prognose einer Herzschwäche verschlechtern sich bei Blutarmut und lassen sich häufig durch den Ausgleich eines Eisenmangels wieder wesentlich bessern. Umgekehrt kann bei Lungenerkrankung mit chronischen Sauerstoffmangel der Blutfarbstoff Hämoglobin stark angestiegen und das Blut damit „dickflüssig“ geworden sein, so dass auch ein Aderlass in solchen Fällen zur Entlastung des Herzens führt.
Bei chronisch rheumatische Erkrankungen wie eine Polyarthritis oder dem so genannten Weichteilrheumatismus, sind häufig auch die Herzklappen entzündlich verändert sowie die Herzkranzgefäße verengt. Das Risiko eines Herzinfarkts steigt dadurch an, als wäre der Patient starker Raucher gewesen.
Nicht selten treten Schmerzen in der Herzgegend auf, die gar nicht vom Herzen kommen, sondern von der Brustwirbelsäule, der Speiseröhre oder dem Magen herrühren, so dass keine Herzerkrankung vorliegt. Dieser Schmerzcharakter sollte erkannt und die Ursachen weiter abgeklärt werden.
Das Herz und die Psyche
Wie bei fast allen Erkrankungen beeinflussen sich auch bei Herzerkrankungen Körper und Psyche gegenseitig. Jede Herzerkrankung erzeugt Ängste. Eine Herzerkrankung kann aber auch zu Depressionen führen. Umgekehrt können unbehandelte Depressionen oder Angstzustände langfristig das Herz schädigen. Die Behandlung einer Depression und Beseitigung von Not tut dem Menschen und seinem Herzen nachweisbar gut. Unzählige Sprichwörter und Liedtexte weisen auf diesen Zusammenhang hin.
Das manche Demenz oder neurologische Ausfälle sich unter optimaler Behandlung einer Herzerkrankung sich wieder bessern ist meistens primär der hierdurch verbesserten Blut-und Sauerstoffversorgung des Gehirns zu verdanken. Ein sehr großer Zusammenhang besteht auch zwischen Hirnfunktion und Blutdruck sowie auch dem Herzrhythmus. Die häufigste Rhythmusstörung im Alter, das Vorhofflimmern, verursacht durch Gerinnselbildung im Vorhof häufig Schlaganfälle. Wiederholte kleine Schläge können sich auch mit dem Bild einer Demenz äußern.